Die „Lebendige Scheune“ soll es bald werden. Räume, die allen Dorfbewohnern, aber auch anderen Menschen zur Verfügung stehen, weil sie einen Platz zum Lernen, zum Klönen, zum Feiern suchen. Sie ist nun endlich nach fast zwei Jahren Bauzeit fertig geworden und scheint auf einem guten Weg, um wirklich zu einem lebendigen Ort zu werden. Denn schon jetzt wurde sie mehrfach genutzt, für Bildungsveranstaltungen des Kräuterhauses, für kleine private Feiern, für interfraktionelle politische Diskussionsrunden. Diverse weitere Veranstaltungen stehen bereits fest im Terminkalender.
Wer auch immer einen gemütlichen Platz für bis zu 30 Personen sucht, der kann sich gerne an uns wenden.
Eine Idee mit langem Vorlauf
Vor geraumer Zeit entdeckte Jürgen Körber das Programm LEADER. Das fördert Projekte zur (wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen oder touristischen) Belebung des ländlichen Raumes mit EU-Geldern. Die Genehmigung dieser Gelder erfolgt über ein Gremium des Oberbergischen Kreises und die Bezirksregierung in Köln. Die Fördersumme ist mit 65% ganz beachtlich. Die ersten Versuche, ganz Oberholzen hinter ein zugegebenermaßen sehr üppig angelegtes Vorhaben – PV-auf allen Dächern, Dorfscheune, elektrisch betriebene Gemeinschaftsautos und Machbarkeitsstudie für ein Kalt-Nah-Wärmenetz im Altbestand – ließ sich nicht durchsetzen. Es stieß weder bei den Oberholzener Nachbarn noch bei dem Entscheidergremium auf Zustimmung.
Mit Wohlwollen begegnete man bei LEADER aber der Idee, eine Scheune als multifunktional nutzbaren Raum umzurüsten. Träger des Projektes sollte der Verein IglO werden. Als Objekt wollten Ines und Martin Pack die sogenannte „Kreys-Scheune“ neben dem Kräuterhaus anbieten. Wir sammelten also alle Unterlagen, die vonnöten waren, um die erste bürokratische Hürde zu nehmen, wollten aber vor der Vorstellung unseres Planes noch einmal die Meinung eines Baufachmannes und Architekten einholen. Rolf Dieter Klein schüttelte beim Anblick der Packschen Scheune nur den Kopf: „ Bei so einem überholungsbedürftigen Bau werdet ihr mit der geplanten Summe von 90 000 € niemals auskommen.“ Er blickte sich nur kurz um und wies auf die Degenersche Scheune auf der anderen Straßenseite. „Die ist stabil, da könnte es gehen.“ Da die Förderstelle grundsätzlich kein Problem sah, wenn wir diesen ebenfalls zum historischen Bestand des Ortes gehörenden Bau wählten, bewarben wir uns damit nur wenige Tage später und erhielten den Zuschlag.
Einfach ist gar nichts
Um Fördermittel zu erhalten, muss man eine Menge Aufwand treiben, mehr als bei jedem privaten Bau. Das hat weitestgehend gute Gründe: Schließlich sind es Steuergelder, mit denen man verantwortlich umgehen muss. Natürlich braucht man eine Baugenehmigung mit allem, was dazu gehört (Architektenplan, statischen Nachweisen etc). Darüberhinaus müssen alle wichtigen Gewerke zwei- oder dreifach ausgeschrieben werden. Es müssen besondere Brand- und Schallschutzregeln beachtet werden. Die Toiletten müssen für beide Geschlechter und für Behinderte nutzbar sein. All das muss in einer sorgfältigen Kostenaufstellung erfasst werden. Dazu gehört auch eine namentlich gegengezeichnete Aufstellung aller Eigenleistungen mit genauen Einsatzzeiten, für die Leader bis zu einem bestimmten Satz mit 15 € /h zahlt. – Für die gesamte Summe muss jemand in Vorleistung treten. Die Auszahlung erfolgt nämlich erst nach geraumer Zeit und nach einem komplizierten Verfahren. Allerdings mit sehr wohlwollender und mit unschätzbar toller Unterstützung durch Frau Brand von der Leaderstelle in Schloss Homburg und Herrn Klaus von der Bezirksregierung. Die halfen uns auch, als die Baukosten erheblich stiegen und vermittelten bei der Aufstockung der Fördersumme. Am Ende waren es über 71.000 €, die wir für die Scheune erhalten haben.
Wer profitiert hier?
Vielleicht fragen Sie sich, ob so ein Vorhaben nicht vor allem den Eigentümern des Baus nutzt, in diesem Fall also Barbara und Hermann Degener. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Immobilie eine erhebliche Aufwertung erfahren hat. Aber: Auch vom Eigentümer muss einiges geleistet werden. Die Scheune steht für die nächsten 12 Jahre dem Verein IglO zur Verfügung. Der kann durchaus auch Entscheidungen treffen, die nicht gemäß den Wünschen der Eigentümer sind.
Mit den Fördergeldern sind nur 65% der Bausumme gedeckt. Der Rest muss mit den Jahren „eingespielt“ werden, weitestgehend mit Spenden an den (gemeinnützigen) Verein. Solange dies nicht geschieht, treten die Eigentümer in Vorleistung. Es mussten mit den unter der Scheune gelegenen Kellern neue Räume für den privaten Gebrauch ausgebaut werden. Das geschah auf eigene Kosten ebenso wie die Wiederherrichtung des von Baggern zerwühlten unteren Gartenbereiches.
Was lange währt …..
wird endlich gut. Mitten in die Corona-Zeit mit allen Begleiterscheinungen fiel die Bauausfertigung. Da fehlten Materialien, da fielen Mitarbeiter aus, da traf man auf völlig überforderte und strapazierte Handwerker. Und am Ende wurde auch manches teurer, als ursprünglich geplant. Aber wir hatten es immer mit kompetenten und fleißigen Menschen zu tun, für deren Einsatz wir sehr dankbar sind. Dieser Dank gilt vor allem unseren tatkräftigen Nachbarn: Lothar, der wie ein Berserker beim Abriss der alten Bretterböden und dem Zersägen der Fassadenhözer gewütet hat. Anja, die angestrichen hat (viel schöner als die Hausherrin).Marc, der sich auf das wackelige Gerüst gewagt hat, um die Decken in luftiger Höhe zu streichen (während Bärbel sich den Angstschweiß von der Stirne wischen konnte) Und noch einmal Marc, der die Küche zusammengebaut und die Lampen angeschlossen hat. Petra, die ihren Ofen als Dauerleihgabe gespendet hat und Vanessa, deren Kühlschrank nun das kalte Bier beherbergt. Michael, Vasile, Pascal und Burkhard, die das Schleppen schwerer Lasten übernahmen….
Bei den bürokratischen Akten, einer ordentlichen Buchführung und allem Kaufmännischen erhielten wir Unterstützung von Anja und Frank Dabringhausen.
Einweihung
Am 09.06.2023 konnten wir das Gebäude den Vertretern von LEADER aus Köln und Oberberg sowie der Presse vorstellen (Presseartikel)
Am 17.06.2023 fand dann die Einweihungsfeier statt. Und da der Abend so wunderbar warm war, verbrachten wir ihn weitgehend auf der Straße. (Fotos) Wofür braucht man da eine Scheune?
Wie geht es weiter?
Ab Ende August starten wir mit einem Programm in der Scheune. Die ersten festen Veranstaltungen stehen bereits. Ein Highlight darunter sind der Kreativworkshop während der Herbstferien (2.-8.10.) mit Christine Bretz und die „Wohnzimmerlesung“ mit Melanie Raabe am 10. Oktober.
Weitere Termine finden sich in unserem Veranstaltungskalender. Wir werden experimentieren, weil wir noch nicht wissen, was wann auf Interesse stoßen wird. Deshalb kann sich manches auch kurzfristig noch mal ändern.