Wie wird ein Dorf zum Selbstversorger?

Was geht, was muss noch geschehen?

Der Traum vom Dorf, in dem man sich völlig autark gemeinsam mit Strom, Wärme und Lebensmitteln versorgt, wird kaum erfüllbar sein. Angelegentlich eines Besuches des Staatssekretärs im Bundesministerium für Wirtschaft Oliver Krischer fand sich immerhin Gelegenheit, einige Ideen vorzustellen, die in diese Richtung gehen. Im Verbund von Verbrauchern und Erzeugern in einer solidarischen Landwirtschaft wird ja die Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln ansatzweise verwirklicht. Oberholzen ist Verteilstelle der Solawi Oberberg und ist mit dem Oberbergischen Kräuterhaus auch Heimat zahlreicher heimischer Heilpflanzen, fachkundig dargestellt von Ines Pack.

Barbara Degener von IglO e.V. im Gespräch mit Staatssekretär Oliver Krischer (Mitte) und dem Wiehler Ratsmitglied und Kandidaten für die Landtagswahl Marc Zimmermann

Wie Manfred Fischer von der NOVE e.V. (Organisation zur Nutzung ökologisch verträglicher Energiesysteme), erläuterte, bestehen aber besonders bei der Deckung des Energiebedarfs erhebliche Hindernisse. Bisher ist es beispielsweise nicht möglich, die Anlagen für Photovoltaik im Verbund so auszurichten, dass Elektrizität gemeinschaftlich erzeugt und über das öffentliche Netz verteilt wird. So könnte das sonnenverwöhnte Dach des einen Gebäudes (mit wenig eigenem Bedarf) den (energiehungrigen) Nachbarn mitversorgen. Es gibt auch hohe bürokratische Hindernisse, wenn man seine Dachfläche an einen örtlichen Ernergieversorger verpachten möchte.

Die NOVE rät zudem, dass bei Neubauten und Dacherneuerungen die Photovoltaik verpflichtend wird ebenso wie der Anschluss an ein kaltes Nahwärmenetz in Neubaugebieten. Kommunen sollten verpflichtet werden, Konzentrationszonen für PV-Freiflächenanlagen auszuweisen. Die können so errichtet werden, dass Flächenversiegelung vermieden wird. Die Anregungen, die von der NOVE an Oliver Krischer (zur Weitergabe an den Wirtschaftsminister) übergeben wurden, sind HIER als pdf nachzulesen.

Impressionen „Souverän im Dorf der Zukunft“ (03.05.22)

Impressionen „Souverän im Dorf der Zukunft“ (03.05.22)

Oberholzen auf dem Weg zum autarken Dorf

Man spürte die Aufbruchstimmung in Oberholzen: hochkarätige Redebeiträge und angeregte Diskussionen machten die Veranstaltung am 3. Mai zu einem inspirierenden Erlebnis. Eingeladen hatten zusammen mit dem Dorfverein „Interessengemeinschaft lebendiges Oberholzen“ (IglO e.V.) auch Bündnis90/ Die Grünen (Orts- und Kreisverband), das Klimabündnis Oberberg, Nove e.V, die Solawi Oberberg, sowie das Oberbergische Kräuterhaus.

Marc Zimmermann, unser aus Drabenderhöhe stammender Kandidat für die kommende Landtagswahl, moderierte die Vortragsreihe zu den verschiedenen Themen, die zentral für die zukünftige Entwicklung Oberholzens sein sollen: Zu den Fortschritten beim Thema Energie auf Bundesebene berichtete Oliver Krischer (parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz von Robert Habeck). Wie es bei uns im Oberbergischen um die lokale Energiegewinnung steht erläuterte Manfred Fischer vom oberbergischen Verein NOVE. Sebastian Klein von der Solawi Oberberg informierte über die Idee von Genossenschaften und der Solidarischen Landwirtschaft. Die Themen Bildung und Gesundheit vertrat Ines Pack vom Oberbergischen Kräuterhaus und über die bisherigen Erfolge von IglO und den nicht immer leichten Kampf mit der Bürokratie berichtete Bärbel Degener. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Quartett JazzBar91. Auch die Bundestagsabgeordnete Sabine Grützmacher und der Grüne Landtagskandidat für den oberbergischen Nordkreis Uwe Söhnchen waren zu Gast.

Schon seit seiner Gründung arbeitet der daran, das Dorf fit für die Zukunft zu machen. Es geht um sozialen Zusammenhalt, Klima- und Umweltschutz und nachhaltiges Handeln. Es gibt in Oberholzen eine Verteilstation der Solawi Oberberg, ein für die Allgemeinheit zur Verfügung stehendes E-Dorfauto und Pläne für ein Dorfsolarprojekt und ein eigenes Nahwärmenetz. Aktuell wird ein Altbau zur „Dorfscheune“ ausgebaut, um zentralen Mittelpunkt für das Dorfleben zu schaffen. Vielleicht werden zukünftig auch andere Wiehler Dorfgemeinschaften versuchen, gemeinsam ihr Dorf auf einen schnelleren Weg in eine nachhaltige Zukunft zu bringen. Die Oberholzener stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite.